12.11.23 – Stille

Impuls

STILLE - Ein Impuls von Bischof Karl-Heinz Wiesemann

Bibelvers

1 Könige 19, 11–13

Der Herr sprach zu Elia: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Da zog der HERR vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der HERR war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der HERR war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Impuls

Da sitzt er in seiner Höhle: Elija, der Prophet. Abgehetzt, ängstlich, entmutigt. König Ahab und seine Frau Isebel trachten ihm nach dem Leben, weil er an ihrer Macht gekratzt hat. Da sitzt er und wartet darauf, dass Gott ihm hilft. Dass er machtvoll dreinschlägt und seinen Feinden das Fürchten lehrt. Und Gott? Er hört auf Elija und sagt zu ihm: Komm heraus aus deiner Höhle. Ich werde mich dir zeigen. Aber nicht im Sturm und im Erdbeben. Auch nicht im Feuer. Erst im leisen Säuseln. In einer sanften Stille, die ihm stärkend über den Rücken streicht, erfährt Elija Gottes tröstende Gegenwart. Hört er seine Stimme. Bekommt er neue Zuversicht. Sich zurückziehen. Mutlos und resigniert. Und hoffen, dass jemand mal so richtig dreinschlägt. Kommt uns das nicht bekannt vor? Gerade auch im Blick auf die vielen Kriege und Krisenherde in der Welt: im Nahen Osten, in Afrika und mitten in Europa, in der Ukraine. Auch da ist die Versuchung groß, dass wir uns das Heil von einem erwarten, der denen, die Kriege anzetteln, aus übersteigertem Nationalismus, aus Machtstreben oder aus Habgier, mal so richtig zeigt, wo der Hammer hängt. Gottes Friedenspädagogik ist eine andere. Sein Friede, sein allumfassendes Heil, sein Shalom verdankt sich nicht der Macht des Stärkeren. Es beginnt im Kleinen und Unscheinbaren. Er wächst aus dem Vertrauen, dass Gott uns anrührt. Nicht in der Durchsetzung des Rechts des Stärkeren. Sondern in der stillen Ohnmacht der Liebe.

Ein Impuls von:
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
Bistum Speyer

Aktionsvorschlag

Heute immer wieder mal den Alltag unterbrechen und die Stille suchen, wenigstens für ein paar Minuten. Gerade dann, wenn es um mich herum am hektischsten wird, oder wenn ich in mir eine innere Unruhe spüre. Und dann den folgenden Psalmvers mehrere Male leise oder laut sprechen: Sei still vor dem HERRN und harre auf ihn! (Psalm 37,7)

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir beisammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 121

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 121. Psalms:

Alle

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.

Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

Lied „Sicher nicht – oder?“

1. Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn.
Weise du uns durch die Tage
wie komplex auch scheint die Lage.
Dass man sicher sei: du bist mit dabei.

2. Zu Gott bitten wir: Frieden gib uns hier.
So viel Angst, Zorn, Hass und Leiden
sehen wir in diesen Zeiten.
Sind wir ohne dich, sind wir sicher nicht.

3. Mach uns stark und wach gegen Ungemach.
Mögest du, Gott, uns erlösen
Von lethargisch trägem Dösen.
Alles gleichgültig? Vor dir sicher nicht!

Melodie: Jesu, geh voran.
Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023

Lesung

1. Könige 19, 11 – 13

Da sprach Gott zu Elia: »Komm heraus! Stell dich auf den Berg vor den Herrn!« Und wirklich, der Herr ging vorüber: Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, der Berge sprengte und Felsen zerbrach. Der zog vor dem Herrn her, aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, feines Flüstern. Als Elija das hörte, bedeckte er das Gesicht mit seinem Mantel.


Gedanken

Wir leben in einer lauten und schnelllebigen Welt, die um uns tost und braust. Die Medien überschlagen sich mit unheilvollen, bedrohlichen Nachrichten, die Angst machen und uns in Sorge versetzen können. Die Bibel berichtet im ersten Buch der Könige von einem Gottesmann, dem es vor mehreren tausend Jahren schon ähnlich ging. Elija kam aus dem stillen Bergdorf Tischbe im heutigen Syrien. Er liebte Gott und beobachtete mit Sorge die Regentschaft von König Ahab und seiner phönizischen Königin Isebel, die Baal anhingen. Es lohnt sich im Alten Testament Elijas Wege nachzulesen. Nach einem langen schwierigen Lebensweg ereignet sich die Begegnung des Propheten mit Gott, wie sie in unserer Lesung beschrieben ist. Gott begegnet Elija nicht in Unwettern und Feuer, sondern in einem sanften Säuseln, in einem feinen Flüstern. Da traut sich Elija, Gott zu begegnen. Erwarten wir noch eine Begegnung mit Gott? In all dem Wirrwarr unserer Zeit mit Kriegen, Klimawandel, Hungersnöten und ganz persönlichen Nöten? Ja. – Gott will uns in der Stille begegnen. Sein Sohn Jesus sonderte sich oft von seinen Jüngern ab, um ungestört im Gebet mit seinem Vater zu sprechen, um von ihm Orientierung zu bekommen und sich stärken zu lassen. Das Gebet ist ein Weg, der uns heute noch genauso offensteht wie damals Elija und Jesus und Generationen von gläubigen Menschen vor uns. Raus aus der Dauerbeschallung durch die Medien – rein in die Stille zu Gott. Seit dem ersten Pfingstfest will der Heilige Geist uns trösten, stärken, leiten. Und er tut es, wenn wir nach Gottes Willen für unser Leben fragen und uns für die Liebe Gottes öffnen, um uns immer neu beschenken zu lassen für Wege der Liebe und des Friedens mit Ihm.  

Angela Hilde Timm, Landkreis Saale

Lied „Sicher nicht – oder?“

4. Lass uns aufrecht steh´n, Heil und Hoffnung seh´n.
So woll´n wir nach Frieden suchen,
glauben, hoffen statt verfluchen.
Alles Dunkel bricht in der Liebe Licht.

5. Jesu, geh voran, ich folg, wie ich kann.
Du zeigst uns den Weg des Lebens,
keine Gnade ist vergebens.
Sind auch Stimmen viel: Frieden bleibt das Ziel.

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Gebet

Eine Stimme

Unserer Fürbitte bringen wir vor Gott. Jede Bitte endet mit dem gemeinsamen Ruf Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Gott, aus deinem Frieden leben wir. Ganz sicher.
Lass uns das nicht vergessen in unsicheren Zeiten.
Wir bitten für alle, denen das sichere Haus zerstört wurde, denen der Frieden geraubt ist.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt,
in unserer Gesellschaft,
in der Nachbarschaft,
in den Kirchen
und nach Frieden in uns selbst.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
Schritt für Schritt und immer wieder
mit Mut zum ersten Schritt.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

In der Stille bitten wir...

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir.

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Für alle Menschen gute Hände"

Kai Schmerschneider

Für alle Menschen gute Hände

Peter ist in Dresden geboren, Susan in New York,
Eko wird es niemals wissen, Nina in Wroclaw.
Jyoti hat drei Kinder geboren, Ravi, Babu und Anand,
alle drei in ihrer Hütte nah an einer Stadt.      


Aaron konnte Muttermilch trinken, Vater schaute zu.      
Georg möchte noch die Brüste, weil es ihm guttut.
Jana schwört auf Babynahrung, knapp ein Monat ist ihr Kind.
Meint, sie bleibt dadurch viel länger jugendlich und frisch.


Refrain:
Für alle Menschen gute Hände und wache Augen, viel Verstand,
durch Herzenswärme einen Bogen über alle Länder weit gespannt.

Aru lernt begeistert schreiben als gestandne Frau.
Stefan will die Schule schmeißen, einfach freier sein.
Doro trägt nur edle Kleider und ihr Lehrer kommt ins Haus,
alle Tage voller Bildung, eben durchgestylt.


Javier muss schon Geld verdienen, putzt für andre Schuh.
Dörthe lebt von Vaters Zinsen, hat `ne Galerie.        
Tanja wartet nachts auf Kundschaft, schaut die Männer fesselnd an.
Schnell schickt sie das Geld der Nächte in ihr Heimatland.
                    
Refrain

Steffen möchte sich verlieben in `nen schönen Mann.
Sarah knuddelt ihren Teddy, schläft nur mit ihm ein.
Irmgards allergrößte Liebe ging genau ein halbes Jahr,    
denn dann kam der Krieg dazwischen, er nicht wieder kam.
                      

Peter ist in Dresden geboren, Susan in New York,
Eko wird es niemals wissen, Nina in Wroclaw.
Jyoti hat drei Kinder geboren, Ravi, Babu und Anand,
alle drei in ihrer Hütte, nah an einer Stadt.      

Refrain

 

Musik und Text: Kai Schmerschneider
© Kai Schmerschneider