10.11.24 – Davids Lektion

Impuls

DAVIDS LEKTION - Ein Impuls von Prof. Dr. Peter Busch

Bibelvers

1. Samuel 24,11

„Ich hätte dich töten können, hab´s aber nicht getan.“

Impuls

Mal den Triumph voll auskosten dürfen – kennen Sie das? Oberwasser haben, in der besseren Position sein und das mit vollen Zügen genießen - wissen Sie, was ich meine? Ein Beispiel:
Da ist dieser widerwärtige Kollege, der in der Teamsitzung einen Vortrag hält, Sie finden ihn so ätzend, es ist der Kollege, mit dem Sie schon lange in herzlicher Feindschaft verbunden sind – und dann macht der plötzlich einen Fehler. Einen Freud’schen Versprecher, er will zum Beispiel sagen: „Schauen Sie auf die Fotografie!“ und stattdessen rutscht ihm über die Lippen: „Schauen Sie auf die Pornographie!“ - Alles lacht. Der Kollege wird schamrot.
Und Sie lachen herzlich mit.
Und jetzt können Sie noch eins draufsetzen, Sie könnten zusätzlich brüllen: „Na, bei Pornos, da kennt er sich aus“! Sie können die Stimmung weiter aufheizen, Sie haben es in der Hand, Sie haben Oberwasser, Sie können in diesem Moment mit dem Kollegen machen, was Sie wollen, weil er sich die Blöße gegeben hat. Sie können ihn mit Genuss in Schamestiefen versinken lassen.
Sie könnten das aber auch nicht tun. Sie könnten auf ihren Triumph und das ganze Oberwasser verzichten und was anderes probieren.
Sie könnten zum Beispiel beim Gelächter über ihren Kollegen einfach nicht mitlachen.
Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, dem Kollegen zur Seite zu springen und zu sagen: „Der meinte doch Fotografie, ist doch klar“! Und vielleicht treffen Sie dann den Kollegen zwei Stunden danach alleine der Teeküche oder am Kaffeeautomaten und Sie sagen:
„Ich hätte dich auslachen können, aber ich hab's nicht getan“. Und Sie schauen ihn freundlich an.
Eine lang gehegte verlässliche Feindschaft würde dadurch einen deutlichen Knacks bekommen.

Aktionsvorschlag

Und Sie – wann lassen Sie es knacken?

Ein Impuls von:
Prof. Dr. Peter Busch
Gesamtleitung Religionspädagogisches Zentrum Speyer / Evangelische Kirche der Pfalz

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

         

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.

2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Lesung

1 Samuel 24, 1-19

Von dort ging David nach En-Gedi und hielt sich in den Bergfestungen versteckt.
Als Saul von der Verfolgung der Philister zurückkam, erreichte ihn die Nachricht:
»Pass auf, David ist jetzt in der Gegend von En-Gedi!« Da nahm Saul 3000 Mann mit sich, es waren die besten Soldaten aus ganz Israel.
Mit ihnen machte er sich auf die Suche nach David, der mit seinen Leuten bei den Steinbock-Felsen war. Dort waren auch Pferche für die Schafe. Als Saul an ihnen vorbeikam, sah er eine Höhle und ging hinein. Denn er musste sich dringend erleichtern.
In der hintersten Ecke der Höhle aber hielten sich David und seine Männer versteckt.
Da flüsterten Davids Männer ihm zu: »Es ist so weit! Das ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat: Ich gebe deinen Feind in deine Hand. Tu mit ihm, was du für richtig hältst!«
Da stand David auf, schlich sich heran und schnitt einen Zipfel von Sauls Mantel ab. Hinterher bekam David ein schlechtes Gewissen, weil er Saul den Mantelzipfel abgeschnitten hatte. Daher sagte er zu seinen Männern:
»Nie und nimmer, das schwöre ich beim Herrn, werde ich Hand an den Gesalbten des Herrn legen. Ich werde Saul, meinen Herrn, nicht antasten. Denn er ist der Gesalbte des Herrn!« So wies David seine Leute in die Schranken und verbot ihnen, sich an Saul zu vergreifen.
Saul hatte sich erhoben und die Höhle verlassen. Als er schon ein Stück gegangen war, trat David aus der Höhle und rief Saul hinterher: »Mein Herr und König!«
Als Saul sich nach ihm umschaute, sank David auf die Knie und verneigte sich.
Dann sagte David zu Saul: »Warum hörst du auf das Gerede der Leute, die sagen, David habe Böses gegen dich im Sinn? Heute hast du mit eigenen Augen sehen können, dass das nicht stimmt. Als du heute dort in der Höhle warst, hat der Herr dich in meine Hand gegeben. Jemand oder etwas wollte mich dazu drängen, dass ich dich töte. Doch ich habe dich verschont, ich habe gesagt: Ich werde Saul, meinen Herrn, nicht antasten. Denn er ist der Gesalbte des Herrn.

Gedanken

Davids Lektion

"Jemand - oder etwas - hat gesagt, ich soll dich töten", sagt der flüchtige David zu König Saul, aber natürlich hat David nichts dergleichen getan. Vor zweitausend Jahren rätselten die Rabbiner über diesen "Jemand" oder dieses "Etwas", das David zum Mord drängte, und kamen zu dem Schluss, dass es tatsächlich die Thora war. So entstand die Lehre vom Präventivschlag, die sich wie folgt ausdrückt: "Wenn jemand kommt, um dich zu töten, dann steh früh auf, um ihn zu töten." So wurde eine wunderbare Geschichte, die ein Beispiel für Zurückhaltung ist, zur Grundlage für die Auslösung von Gewalt, und leider hört man es aus dem Mund von Kindern, ein elftes Gebot, das das sechste, "Du sollst nicht töten", untergräbt.

In unserer unruhigen Welt bringt die grassierende Unsicherheit die Menschen dazu, Davids wunderbare Lektion der Gewaltlosigkeit zu vergessen und sich für die gewalttätige Option zu entscheiden, die immer eine gewalttätige Antwort und einen endlosen, hoffnungslosen Kreislauf der Gewalt hervorruft.

(Rabbiner Jeremy Milgrom, Jerusalem)

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Gebet

Eine Stimme

Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle, deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.
Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

In der Stille beten wir…

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Für alle Menschen gute Hände"

Kai Schmerschneider

Für alle Menschen gute Hände

Peter ist in Dresden geboren, Susan in New York, Eko wird es niemals wissen, Nina in Wroclaw. Jyoti hat drei Kinder geboren, Ravi, Babu und Anand, alle drei in ihrer Hütte nah an einer Stadt.

Aaron konnte Muttermilch trinken, Vater schaute zu. Georg möchte noch die Brüste, weil es ihm guttut. Jana schwört auf Babynahrung, knapp ein Monat ist ihr Kind. Meint, sie bleibt dadurch viel länger jugendlich und frisch.

Refrain:
Für alle Menschen gute Hände und wache Augen, viel Verstand,
durch Herzenswärme einen Bogen über alle Länder weit gespannt.

Aru lernt begeistert schreiben als gestandne Frau. Stefan will die Schule schmeißen, einfach freier sein. Doro trägt nur edle Kleider und ihr Lehrer kommt ins Haus, alle Tage voller Bildung, eben durchgestylt.

Javier muss schon Geld verdienen, putzt für andre Schuh. Dörthe lebt von Vaters Zinsen, hat `ne Galerie. Tanja wartet nachts auf Kundschaft, schaut die Männer fesselnd an. Schnell schickt sie das Geld der Nächte in ihr Heimatland.

Refrain

Steffen möchte sich verlieben in `nen schönen Mann. Sarah knuddelt ihren Teddy, schläft nur mit ihm ein.
Irmgards allergrößte Liebe ging genau ein halbes Jahr, denn dann kam der Krieg dazwischen, er nicht wieder kam.

Peter ist in Dresden geboren, Susan in New York, Eko wird es niemals wissen, Nina in Wroclaw. Jyoti hat drei Kinder geboren, Ravi, Babu und Anand, alle drei in ihrer Hütte, nah an einer Stadt.

Refrain

 

Musik und Text: Kai Schmerschneider
© Kai Schmerschneider

Geschichte

Entwaffnend gewaltfrei – Maria Biedrawa in der Zentralafrikanischen Republik

Die Sozialpädagogin, Fachkraft für Friedensarbeit, Logo- und Traumatherapeutin Maria Biedrawa (Internationaler Bremer Friedenspreis 2024) berichtet von einer Fortbildung über Gewaltfreiheit, zu der sie ein Bischof für seine Priester in die Zentralafrikanische Republik eingeladen hatte. Dass bei der Veranstaltung dann nicht nur Priester und Pastoren, sondern auch Imame und Milizen zugegen sind, schafft eine außergewöhnliche Dynamik.
Aber hört selbst!

Für ihre Arbeit wurde Maria Biedrawa 2024 mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis, in der Kategorie „Wegweisende Friedensarbeit“, ausgezeichnet. Weitere Infos sind auf der Homepage der Stiftung „Die Schwelle“, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzt:

https://dieschwelle.de/friedenspreis-2024/wegweisende-friedensarbeit