17.11.24 – Am Ende ein Kompromiss

Impuls

MENSCHEN WÄHLEN - Ein Impuls von Albrecht Bähr

Bibelvers

Apostelgeschichte 15, 22

„Aus ihrer Mitte Menschen wählen.“

Impuls

In Jerusalem beschäftigt die Christen eine zentrale Frage: Wer gehört zu uns und wer nicht? Dürfen Menschen, die keine Juden sind, zur christlichen Gemeinschaft gehören? Am Ende steht die Position: Alle Menschen haben Platz in der Gemeinschaft. Gott kennt keine Ausgrenzung und daher wollen auch wir, dass keiner und keiner ausgegrenzt wird, egal welcher Rasse er angehört; welche Hautfarbe er besitzt; welchen Glauben er zuvor hatte und wie er sich in seinem Leben orientiert. Diese Überzeugung musste verbreitet werden. Daher wählten sie aus ihrer Gruppe heraus Menschen, so steht es in der Apostelgeschichte 15,22, die die vielen kleinen christlichen Gemeinden davon überzeugen sollten.
Menschen wählen. Wahlen hatten wir viele. Die Ergebnisse, machen mir Angst. Ich bin enttäuscht auch von den s. g. etablierten Politiker*innen, die aus populistischen Gründen und aus Angst vor den Rechten, Grundwerte der Demokratie – die Solidarität zu den Schwachen –einfach beiseiteschieben.
Aufrichtige Menschen wählen. Die, die ein besonderes Auge auf Benachteiligte haben und leidenschaftlich die Errungenschaften der Demokratie verteidigen sind seltener geworden.
Im Blick auf unsere Demokratie müssen wir deutlich Flagge zeigen. Demokratie ist bunt, solidarisch und achtet die Würde jedes Menschen! Es geht um die Stärkung der Demokratie. Es geht um den inneren und äußeren Frieden, der notwendig ist, damit wir alle zusammenleben können. Heute am Volkstrauertag denken wir zu Recht an die Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs. Gleichzeitig sind uns die Kriege der Gegenwart vor Augen und der irrige Glaube, Siege könnten allein durch Waffen errungen werden. Wir brauchen ein Heer an ehrlichen Friedensstiftern, die dies in den Parlamenten und auf den Straßen friedlich einfordern. Hier zu den Auserwählten zu zählen ehrt jeden Menschen.

Aktionsvorschlag

Treffen Sie heute eine gute Wahl. Wirken Sie in Ihrem direkten Umfeld darauf ein, dass eine schwache Stimme gehört wird. Das kann das jüngste Kind am Tisch sein, das unterbrochen wurde, oder die Rentnerin im Supermarkt, die hilfesuchend nach einer freundlichen Beratung am Kühlregal sucht. Helfen Sie im Kleinen mit, dass Teilhabe Aller und somit ein demokratisches Miteinander im Großen gelingen kann.  

Ein Impuls von:
Albrecht Bähr
Landespfarrer für Diakonie, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Pfalz / Evangelische Kirche der Pfalz

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

        

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.

2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Lesung

Aus Apostelgeschichte 15

Paulus, Barnabas und ihre Begleiter geraten in Jerusalem mit einigen Menschen aus der Gemeinde in Streit. Wie gehen sie vor angesichts verschiedener Meinungen?

Die Apostelgeschichte berichtet:

…Daraufhin versammelten sich die Apostel und die Gemeindeältesten, um über diese Frage zu beraten. Dabei kam es zu einem heftigen Streit. Da stand Petrus auf und sagte zu ihnen: »Brüder, ihr wisst doch, dass Gott schon längst hier bei euch die Entscheidung getroffen hat: Durch meine Verkündigung sollten die Menschen aus den anderen Völkern die Gute Nachricht hören und zum Glauben kommen. Gott, der ja die Herzen kennt, hat das selbst bestätigt: Er hat auch ihnen den Heiligen Geist gegeben – genauso wie uns. Er hat keinen Unterschied zwischen uns und ihnen gemacht. Durch den Glauben hat er ihre Herzen von allen Sünden gereinigt. Warum stellt ihr nun Gott auf die Probe und legt den Jüngern ein Joch auf den Nacken? 

…Da schwieg die ganze Versammlung und hörte Barnabas und Paulus zu. Sie berichteten von den Zeichen und Wundern, die Gott durch sie bei den Menschen aus anderen Völkern vollbracht hatte.

Gedanken

Am Ende ein Kompromiss 

„Eigentlich wollen wir doch alle das Gleiche…“ Wie kommt es, dass wir ausgerechnet im kirchlichen und christlichen Miteinander teilweise so unversöhnlich miteinander umgehen? Dass trotz jahrzehntelanger ökumenischer Bemühungen immer noch kirchentrennende Hürden bestehen, die einfach nicht überwunden werden? Wieso können wir nicht einfach gemeinsam unseren Glauben miteinander leben und feiern?  

Beileibe keine neuen Fragen: So kam es in den frühen Gemeinden bald zu einem Streit, ob man, um Christ zu werden, erst Jude werden muss. Auf dem sogenannten Apostelkonzil konnte dafür ein Kompromiss gefunden werden. Die Berichte in der Apostelgeschichte (Apg.15) und im Galaterbrief (Gal. 2) geben Einblick in die Situation und die Frage, wie ein Konflikt gelöst werden kann. 

Die Konfliktpartner setzen sich zusammen und erzählen einander ihre Positionen. Sie kommen ins Gespräch, sprechen den Konflikt offen an. Sie zeigen sich im Erzählen persönlicher Erfahrungen einander und machen sich be- und angreifbar. Und sie hören einander wechselseitig zu. In dieser Offenheit kann der Dissens wahrgenommen und neue Wege gefunden werden. 

Am Ende des Austauschs stand ein Kompromiss, wodurch gemischte Tischgesellschaften von Juden- und Heidenchristen möglich wurden: man sollte auf Götzenopferfleisch, Blut und Ersticktes (also nicht geschächtetes Fleisch) verzichten und achtsam leben. 

Wichtiger als der genaue Gesprächsverlauf scheint die Haltung zu sein, mit der sich begegnet wurde und dass beide Parteien nicht auf ihre Wahrheit und ihr Recht bestanden, jedoch mit ihren Anliegen gesehen wurden. 

(Pastor Jens Haverland, evangelischer Referent der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in der Ökumenischen Centrale Frankfurt) 

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Gebet

Eine Stimme

Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

In der Stille beten wir…

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Grenzenlos"

Jugendchor Unisono, Pirmasens

Grenzenlos

Wir gehn gemeinsam los, bist du bereit? Ich bin nicht ganz bei mir, doch du stehst dort. Ich spüre sehr, da ist etwas, das uns entzweit. Ist „dort“ bei mir, oder doch ein andrer Ort? Die Brücke zwischen uns ist nur ein Steg. Wir sehn uns die Harmonie herbei. Wir fokussieren diesen engen Schotterweg. Doch Stacheldraht trennt den schmalen Pfad entzwei.

Refrain:
Wenn wir Barrieren nicht mehr sehn,
die uns nur selbst im Wege stehn,
können wir die Welt mit andern Augen sehn
und wir lernen zu verstehen:
Was uns eint, macht uns groß
und wir werden Grenzen los.

Wenn wir betonen, was uns eint, endlich aufhörn, rote Linien zu ziehn, sehn wir dem Fremden nicht mehr als Feind, der keinen Grund mehr hat, vor unserer Ignoranz zu fliehn.
Wo wir zu blind sind, für das was uns vereint, da müssen wir lernen zu vertaun. Wo nichts die Mauern zwischen uns zu durchdringen scheint, da lass uns Brücken über Mauern bauen.

Refrain:
Wenn wir Barrieren nicht mehr sehn,
die uns nur selbst im Wege stehn,
können wir die Welt mit andern Augen sehn
und wir lernen zu verstehen:
Was uns eint, macht uns groß
und wir werden Grenzen los.


Lass uns Brücken über Mauern bauen!


Refrain:
Wenn wir Barrieren nicht mehr sehn,
die uns nur selbst im Wege stehn,
können wir die Welt mit andern Augen sehn
und wir lernen zu verstehen:
Was uns eint, macht uns groß
und wir werden Grenzen los.

Text und Musik: Achim Bißbort
© beim Autor

Geschichte

Gewaltfreie Fähigkeiten einüben – Andreas Kuntz über die Combatants for Peace in Israel und Palästina

Mitten im Kriegsgeschehen im Nahen Osten gibt es Menschen, die sich von verschiedenen Seiten des Konfliktes auf den Weg der Verständigung machen. Eine Gruppe solcher Menschen, die inzwischen zur Bewegung gewachsen ist, sind die „Combatants for Peace“. Pfarrer Andreas Kuntz war als Friedensfachkraft für das Forum Ziviler Friedensdienst mehrere Jahre in Israel und Palästina und hat die Arbeit dieser Bewegung unterstützt. In unserer Podcastfolge erzählt er von den kleinen Schritten, davon, wie gewaltfreie Konfliktbearbeitung gelernt und gelebt sein will, mitten im Alltag der Besatzung und Bedrohung/Gewalt.

Weitere Informationen über die Combatants for Peace finden sich Online im Internet:
https://cfpeace.org

Wer sich für die Arbeit des Forums Ziviler Friedensdienst interessiert, findet Informationen online im Internet:
https://www.forumzfd.de/de